Tarifstruktur
Kostenmodelle

Kostenmodelle

Die Bewertung einer medizinischen Leistung beruht auf der Basis «Kosten­satz pro Minute». Dabei wird bei jeder Tarifposition unterschieden zwi­schen dem Kostensatz für die ärztliche Leistung (AL) und dem Kostensatz für die Infrastruktur- und Personalleistung (IPL). Aktuell basiert TARDOC auf drei verschiedenen Kostenmodellen (AL, KOREG und INFRA).

Zur Berechnung der Taxpunkte der Leistungspositionen kommen die 3 Kosten­mo­del­le folgendermassen zum Einsatz:

  • Kostenmodell Ärztliche Leistung zur Berechnung des Kostensatzes für die ärztliche Leistung (AL)
  • Kostenmodell KOREG zur Berechnung der Kostensätze der Infrastruktur- und Personal-Leistung (IPL) der Sparten bzw. Leistungen, die im praxis-ambulanten Bereich Anwendung finden.
  • Kostenmodell INFRA zur Berechnung der Kostensätze der Infrastruktur- und Personal-Leistung (IPL) der Sparten bzw. Leistungen, die im spital-ambulanten Bereich Anwendung finden.

Allen Modellen gemeinsam ist, dass mit deren Hilfe ein Kostensatz pro Minute er­rech­net werden kann. Diese Minutenkostensätze werden anschliessend mit den auf der Leistung hinterlegten Minutagen für die Leistung im engeren Sinne (AL) sowie mit der Raumbelegungszeit (IPL) multipliziert. Bei einer Zeitleistung, die über den Minuten-Takt abgerechnet wird, wird der Kostensatz demnach mit eins multipliziert, um den Taxpunkt zu erhalten. Bei einer sogenannten Handlungsleistung wird der Kostensatz mit der entsprechenden Anzahl Minuten (Leistung im engeren Sinne und Raumbelegung), die für die Leistungserbringung aufgewendet werden müssen, multipliziert.

Kostenmodell Ärztliche Leistung (AL)

Das Modell zur Berechnung der ärztlichen Leistung ist das einfachste der drei Modelle. Es beruht auf dem sogenannten Referenzeinkommen, der Jahres­arbeits­zeit sowie dem Verhältnis zwischen direkt und indirekt tarifwirksamer Arbeitszeit des Arztes (Tarifwirksamkeitsindex, ehemals «Produktivität») in der entsprechenden Sparte.

Referenzwert

Der Referenzwert berechnet sich aus dem Bruttogehalt eines Spitalarztes (Oberarzt, leitender Arzt, Chefarzt) zuzüglich des Sozialleistungsanteils (Oppor­tuni­täts­prin­zip im engeren Sinne). 

Jahresarbeitszeit

Die Jahresarbeitszeit liegt bei 208.7 Tagen. Die Arbeitszeit pro Tag ist aktuell mit 9.2 Stunden hinterlegt. Dies ergibt eine Jahresarbeitszeit von 1'920 Stunden oder 115'202 Minuten.

Tarifwirksamkeitsindex

Der Tarifwirksamkeitsindex kompensiert die Zeit, in welcher eine Ärztin, ein Arzt im Rahmen seiner tarifrelevanten Tätigkeiten (Jahresarbeitszeit) nicht direkt tarifarisch wirksam sein kann, d.h. keine Tarifpositionen verrechnen kann. Tarifarisch ab­ge­bil­det wird der Tarifwirksamkeitsindex in der revidierten Tarifstruktur pro Sparte, um der unterschiedlichen Komplexität der Leistungserbringung und ihrer Or­ga­ni­sa­tion Rechnung zu tragen.

Die Tätigkeiten, die direkt über Tarifpositionen abgebildet werden, werden als direkt tarifwirksam bezeichnet.

Die Tätigkeiten, die nicht über Tarifpositionen abgebildet werden können (z.B. Teambesprechungen), werden als indirekt tarifwirksam bezeichnet.

Kostenmodell KOREG

Das Kostenmodell KOREG wurde zur Tarifierung der Leistungen der freien Praxis entwickelt und basiert auf Daten aus der Finanzbuchhaltung von deutlich über 3’000 Arztpraxen (Rollende Kostenstudie Arztpraxen, RoKo, Ärztekasse) mit rund 18’500 Fragebögen. Die vorliegende Tarifstruktur rechnet mit gemittelten Daten der Jahre 2017 – 2019.

Diese empirisch erhobenen Zahlen werden auf die verschiedenen Funktionseinheiten einer Arztpraxis (auch Sparten genannt, z.B. Sprechzimmer, Untersuchungs- und Behandlungsraum, Röntgen) aufgeschlüsselt.

Die daraus pro Sparten entstehenden Gesamtkosten werden anschliessend durch die empirisch über die Abrechnungsdaten erhobenen Betriebsdauern derselben geteilt, womit für die KOREG-Sparten ein Kostensatz pro Minute resultiert.

KOREG ist ein Arztpraxis-Daten-getriebenes Modell und ist so aufgebaut, dass es jährlich den jeweils aktuellsten Kostenentwicklungen Rechnung trägt.

Kostenmodell INFRA

Als primärer methodischer Ansatzpunkt wurde – im Gegensatz zum KOREG-Kostenmodell mit seiner empirischen Grundlage – eine normative, analytisch-deduktive Vorgehensweise gewählt.

Dieses analytisch-deduktive Vorgehen geht davon aus, dass die Eckwerte einer Funktionseinheit durch erfahrene Experten normativ festgelegt werden können. Die Festlegung der Eckwerte der Tarifierung erfolgt unter besonderer Be­rück­sich­ti­­gung der Wirtschaftlichkeit und SOLL-Definition der Funktionseinheit. Diese Methodik der Tarifierung stellt das Wirtschaftlichkeitsprinzip und den SOLL-Zustand mit der Optimierung in organisatorischer, auslastungsmässiger, personeller, baulich-betrieblicher und ausstattungsmässiger Hinsicht in den Vordergrund.

Die Prämissen der Wirtschaftlichkeit sind

  • volle Auslastung
  • in der Regel sequenzielle Abläufe der Raumbelegung ohne Lücken während der Auslastungszeit und sehr kurze Wechselzeiten zwischen zwei Pa­tien­ten­sitzungen bzw. Leistungen
  • nach Möglichkeit interdisziplinäre Organisation bzw. Raumbelegung
  • intelligente Disposition sowie hohe Disziplin aller Beteiligten
  • definierte SOLL-Personaldotationsstandards nach Anzahl und Berufs­ka­te­go­rie während der Auslastungszeit einer Funktionseinheit
  • gute räumliche Flächenstandards
  • effiziente Betriebsabläufe sowie eine moderne, leistungsfähige Medizintechnik-Ausstattung

Im INFRA-Kostenmodell erfolgt die Konzentration auf die spitaltypischen Gruppen von Kostenarten (Anlagenutzung, Personalkosten sowie Sach- und Umlagekosten). Diese Kosten werden aufsummiert und durch die Spartenbetriebsdauer geteilt.


Letzte Aktualisierung am 30.04.2024

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